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Aktuell

Supergute Tage oder die seltsame Welt des Christoper Boone

Schauspiel nach einem Roman von Mark Haddon in einer Fassung von Simon Stephens

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Premiere am 1.März 2024 | Konzert und Theater St.Gallen | Lokremise
Tickets und weitere Informationen gibt es hier.

REGIE Jonas Knecht | DRAMATURGIE Martin Bieri | BÜHNE Damian Hitz | KOSTÜME Sabine Blickenstorfer | VIDEO-DESIGN Clemens Walter | MUSIK Marcel Gschwend (bit-tuner) | KÖRPERARBEIT Marcel Leemann | REGIEASSISTENZ UND ABENDSPIELLEITUNG Marlon Tarnow | SOUFFLEUSE Heidi Mummenthaler

SPIEL Diana Dengler, Manuel Herwig, Fabian Müller, Marcus Schäfer, Julius Schröder, Chantal Dubs

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Claudio Weder schreibt im St.Galler Tagblatt vom 4.3.2024: […] Das Stück «Supergute Tage» nach dem gleichnamigen Kultroman erzählt von den Ängsten und Träumen von Christopher, der das Asperger-Syndrom hat. Die multimediale Inszenierung von Jonas Knecht, die am Freitagabend am Festival Jungspund in St.Gallen Premiere feierte, gibt einen berührenden Einblick in das Innenleben des 15-jährigen Helden. […] Regisseur Jonas Knecht inszeniert das Stück, welches Coming-of-age-Geschichte, Familiendrama und Krimi in einem ist, mit ansprechenden Mitteln. Die Inszenierung setzt auf ein minimalistisches Bühnenbild (Damian Hitz) im Schwimmbad-Look, auf elektronischen Sound von Marcel Gschwend alias Bit-Tuner, Masken und Videoprojektionen (Clemens Walter). Dank Letzterer wirkt der Protagonist, der kaum Nähe zulässt, besonders nahbar: Das Stück zoomt – wortwörtlich – an Christopher ran. Immer wieder werden Grossaufnahmen seines Gesichts per Livekamera auf die Bühne projiziert, was berührende Momente erzeugt.
In anderen Videosequenzen kommen Christophers Träume, Ängste oder seine Überforderung in der Grossstadt zum Ausdruck. Auf allen möglichen Sinnesebenen und mit viel Liebe zum Detail versucht das Stück zu vermitteln, wie Christopher die Welt sieht. Und das ist sehr bereichernd.

Peter Surber sieht im Ostschweizer Kulturmagazin Saiten (5.3.2024) unsere Produktion so: […] Mit „Supergute Tage“ von Simon Stephens setzt das Theater St.Gallen einen starken Akzent zum Beginn von jungspund, dem Festival für junges Theater. Im Zentrum steht ein Aussenseiter, Julius Schröder spielt ihn mit jener notgestählten Kompromisslosigkeit, an der alle andern sich die Zähne ausbeissen: der weichliche Vater (Manuel Herwig), die dauerüberforderte Mutter (Diana Dengler), Nachbarinnen und Ordnungshüter (Marcus Schäfer und Fabian Müller, wie alle andern in diversen Rollen im Stück beschäftigt). Nur die Lehrerin (Chantal Dubs) ist auf Augenhöhe mit Christopher. Und Toby, die Ratte. […] Die Gefahr, in ein plakatives Gut-Böse-Schema zu verfallen, unterlaufen Regisseur Jonas Knecht und sein Team (Bühne Damian Hitz, Kostüme Sabine Blickenstorfer, Video Clemens Walter, Licht Dennis Scherf) jedoch geschickt und mit allen medialen Mitteln.
Eine Livekamera holt bei entscheidenden Szenen die Gesichter schmerzhaft nahe heran. Videos, raumfüllend auf die Kulissenwände projiziert, bringen surreale Ebenen ins Spiel, Fabeltiere mit sympathischen Kartonköpfen kommen Christopher zu Hilfe, wenn gar nichts mehr geht. Und Bit-Tuner Marcel Gschwend lädt das Stück mit einem gefährlich pochenden Soundtrack auf.
Das sind denn auch die überragenden Szenen: Christopher will nach London zu seiner Mutter und gerät in einen ohrenbetäubenden Strudel von Bahnhofslärm, Schlagzeilen, schreierischer Werbung, unverständlicher Wortfetzen, Fahrplanwahnsinn – bis man bis in die eigenen flackernden Hirnsynapsen hinein zu spüren beginnt, welche Folter der gewöhnliche Alltag für Menschen mit einer autistischen Behinderung bedeuten kann.

Ka Linder (SRF2, Kultur kompakt, 5.3.2024, ab Minute 00:14:43) hat unsere Premiere so erlebt:

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Die Bergbahn

Live-Hörspiel nach dem Volksstück von Ödön von Horváth

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Premiere am 24.November 2023 | Tiroler Landestheater Innsbruck
Tickets und weitere Informationen gibt es hier.

REGIE Jonas Knecht | RAUMKONZEPT & AUSSTATTUNG Elisabeth Vogetseder | LIVE-MUSIK Chris Norz | SOUNDDESIGN Albrecht Ziepert | DRAMATURGIE Stefan Späti | REGIEASSISTENZ UND ABENDSPIELLEITUNG Edith Hamberger
SPIEL Daniela Bjelobradic, Florian Granzner, Christoph Kail, Ulrike Lasta, Patrick Ljuboja

[masterslider alias=“bergbahn“]

Markus Schramek meint in der Tiroler Tageszeitung vom 25.11.2023: Am Landestheater wird unter neuer Führung eifrig getestet und ausprobiert. Gut so!
Freitagabend gab es in der bekannt experimentierfreudigen [K2] Bühne eine spezielle Premiere: Geboten wurde Ödön von Horváths Volksstück „Die Bergbahn“ – und das als Hörspiel live vor Publikum. Dieses sieht, was es hört: wie der Text gelesen und gespielt wird, wie die Geräuschkulisse sich aufbaut, wie Darstellende flugs in verschiedenste Rollen wechseln, wie Teamwork funktioniert.
Allzu oft entsteht ein Hörspiel hermetisch im Kämmerlein, um später zum suboptimalen Termin gesendet zu werden. Im [K2] ist das anders. Auf der Bühne und vor dem Mikro: Schlagwerker Chris Norz als akustischer Taktgeber sowie die fünf Darstellenden Daniela Bjelobradic´, Ulrike Lasta, Florian Granzner, Christoph Kail und Patrick Ljuboja. Sie schupfen – in der Regie von Jonas Knecht – sämtliche Rollen dieses Dramas in felsiger Höhe.
Die titelgebende „Bergbahn“ ist nämlich jene auf die Zugspitze, erbaut von Ehrwald aus in den 1920er-Jahren. Da gewann Tirol den Wettlauf um die touristische Erschließung des Grenzbergs. Die bayerischen Nachbarn auf der anderen Seite eröffneten ihre Zahnradbahn erst einige Jahre später.
Horváth thematisiert die katastrophalen Bedingungen, den Zeitdruck und die Ausbeutung der Arbeiterschaft beim Bau der Tiroler Anlage. Es kommt zu Konflikten zwischen Chefs und „Bugglern“, es gibt Tote. Das Ensemble vermittelt hautnah, was sich damals abgespielt haben könnte.
Experiment gelungen.

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Im Theater bekommt man Zeit geschenkt

Hierarchien, Highlights, Heimat und die Magie des Theaters: Schauspieldirektor Jonas Knecht im Abschiedsinterview nach sieben Jahren in St.Gallen..

Ostschweizer Kulturmagazin „Saiten“ Juni 2023

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Konsequent zeitgenössisch

Nach sieben Jahren verlässt Schauspieldirektor Jonas Knecht das Theater St.Gallen

Peter Surber zieht Bilanz im Theater der Zeit 06/2023
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Foto © T+T Fotografie

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Selig sind die Holzköpfe!

Eine musiktheatralische Séance um Paula Roth mit Texten von
Katja Brunner, Anja Horst, Ariane von Graffenried und Martin Bieri
Uraufführung

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Premiere am 1.April 2023 | Theater St.Gallen | UM!BAU
Die Produktion ist leider abgespielt. Hier geht’s zum MakingOf-Video.

INSZENIERUNG Jonas Knecht | LIVE-MUSIK Anna Trauffer, Andi Peter | CHOREOGRAPHIE Marcel Leemann | BÜHNE Michael Köpke | KOSTÜME Sabine Blickenstorfer | DRAMATURGIE Anja Horst | LICHT Andreas Volk | REGIEASSISTENZ UND ABENDSPIELLEITUNG Sina Wider | SOUFFLEUSE Dorothea Gilgen
SPIEL Anna Blumer, Tabea Buser, Birgit Bücker, Pascale Pfeuti, Anja Tobler, Tobias Graupner, Julius Schröder

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Peter Surber schreibt im Ostschweizer Kulturmagazin Saiten vom 4.4.2023: […] «Selig sind die Holzköpfe» ist eine bildstarke Hommage an eine eindrückliche Frau – und an das Theater. […] Klug balanciert die Inszenierung am Melodrama vorbei und vermeidet auch die Falle des Naturalistischen, in die einen das abenteuerliche Leben der Paula Roth locken könnte. Was hier stimmungssicher beschworen wird, ist vielmehr exemplarisch: das Schicksal einer Frau, die sich in einer dumpfen Männerwelt behaupten musste, gewehrt hat, immer wieder den Kürzeren zog und sich dennoch nicht kleinkriegen liess. «Hexe» nannten sie die einen, ein «liebes Hexlein» nennt sie sich selber. Die Hexe, «hagazussa», die auf dem Hag sitzt zwischen bürgerlicher und magischer Sphäre – sie ist am Ende auch ein Sinn-Bild für das Theater, das sich seinen künstlerischen Reim auf die Realität macht und dabei das Publikum und die Gesellschaft über den eigenen Zaun hinaus blicken lässt. Mit Selig sind die Holzköpfe ist Jonas Knecht nochmal dieser Spagat geglückt, mit einem Ensemble und Leitungsteam, das seine Hommage an eine charismatische Frau auch zur Hommage an den scheidenden Schauspieldirektor werden liess. Langanhaltender Applaus.

Die Nachtkritik vom 2.4.2023 hat unsere Premiere so erlebt: […] Jonas Knecht setzt ganz auf die Kraft seiner Bilder – die haben es in sich. Die Winterlandschaft zu Beginn (Bühne: Michael Köpke) wird zum Winterwald, zur Messielandschaft, zum Messiegebirge, bis der Raum leergeräumt wird und eine leuchtende Jukebox im Dunkeln erzählt. Jonas Knecht fängt Stimmungen ein und zeichnet sie mit sieben Schauspieler:innen und zwei Musiker:innen auf die Bühne. Schafe blöken, Paulas zucken, Uhus erkunden das stille Gasthaus. Mächtige Windstösse legen die Kleiderlandschaft frei, im Kleidergebirge wird versucht, Ordnung zu schaffen, Pappköpfe – wie sie Paula Roth ins Fenster stellte, um Einbrecher abzuschrecken – formieren sich zum Tableau. Stimmungsvoll auch die Musik von Anna Trauffer und Andi Peter. Mal Soundteppich mit traumverlorenem Glockenspiel, mal videospielpoppig, mal Choral, mal Schuberts Leiermann zitierend und quergeschnitten mit dem Berner Volkslied vom Vogulisi – die Atmosphären, die Jonas Knecht auf die Bühne zeichnet, setzen Trauffer und Peter in Klang um. Eine musiktheatralische Séance, so der Untertitel des Stücks – Wirtin Paula Roth ergreift am Schluss selber das Wort. Wer sie wirklich war? Wer weiss das schon. Jonas Knecht und sein Ensemble erschaffen einen stimmungsvollen, liebevollen Bilderbogen – eine Hommage an eine ungewöhnliche Frau.

Das St.Galler Tagblatt vom 3.4.2023 meint: […] Holzköpfe, Tier- und andere Masken (Kostüm: Sabine Blickenstorfer) mischen denn auch kräftig mit auf der von Michael Köpke entworfenen, zunächst in durchscheinende weisse Schleier gehüllten Bühne; sie geben dem Stück visuelle Magie. Während Paula Roth selbst im Unscharfen bleibt, konturenlos, nur heraufbeschworen von allen gemeinsam und abwechselnd – von Anna Blumer, Tabea Buser, Birgit Bücker, Pascale Pfeuti, Anja Trobler, Tobias Graupner und Julius Schröder –, in einer bild- und soundstarken, von Marcel Leemann choreografierten «musiktheatralischen Séance». […] Der Text ist nur ein Teil der Spurensuche; er schichtet poetische Annäherung, biografische Erzählung und schlaglichtartige, nicht dramatisch verdichtete Szenen – etwa vom Klinikaufenthalt in der Psychiatrie in Münsterlingen, bei dem die geballte Lebenswut der in eine unglückliche Ehe gezwungenen Patientin durch Medikamente «verwinzt» wird. […]

Kultur Kompakt auf SRF 2 sieht es so (ab 00:24:15): Wirtin, Heilerin, Künstlerin – das Schauspiel St. Gallen zeichnet mit «Selig sind die Holzköpfe» in einer bildgewaltigen Inszenierung Stationen des Lebens von Paula Roth nach.

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Terror

Schauspiel von Ferdinand von Schirach
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Premiere am 5.November 2022 | Saarländisches Staatstheater Saarbrücken | Alte Feuerwache
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© Martin Kaufhold

Die Saarbrücker Zeitung vom 7.11.2022 meint: […] Aus diesem Stoff macht Regisseur Jonas Knecht einen packenden, sehr konzentrierten Theaterabend, in einer erfreulich schnörkellosen, nahezu klassischen Inszenierung. Das Bühnenbild von Damian Hitz ist die abstrahierte Version eines Gerichtssaals; vor einem blaugrauen Hintergrund stehen Podeste für die Vorsitzende, den Verteidiger, die Staatsanwältin; diese Reduktion passt zum Ansatz, klar auf eine Inszenierung hinzuweisen – zu Beginn stellt sich Gaby Pochert nicht als Vorsitzende vor, sondern als deren Darstellerin. […] Wenn sich Juristisches mit Ethischem verbindet, wird es immer komplexer in dieser Inszenierung, die Projektionen auf zwei Leinwänden nutzt (Video: Clemens Walter), ohne diese überzustrapazieren. Die Kamera zeigt manchmal Details, etwa die Füße des Zeugen Lauterbach, die nervös zu zucken beginnen, als er sich zur unterlassenen Räumung des Stadions äußern muss. Vor allem aber sind Gesichter der Sprechenden zu sehen; die Kamera bringt die Mimen dem Publikum näher, zugleich zeigt sie die Macht der Bild-Inszenierung. Eine Kamera etwa in naher Untersicht setzt den Gefilmten etwas bedrohlicher und unsympathischer ins Bild als mit mehr Abstand und aus einer anderen Perspektive heraus. Auch dadurch wird „Terror“ zum Lehrstück über die eigene Wahrnehmung, zugleich über eigene Vorurteile. […]

Der SR hat uns auf der Probe besucht: Hier geht’s zum „aktueller bericht vom 4.11.2022.

SR3 Saarlandwelle meint: […] Das Schauspiel wirke dabei kurzweilig für das Publikum, da es als Schöffen und damit Teil des Stücks permanent aufmerksam sein müsse. Dabei könne schnell vergessen werden, dass man im Theater und nicht im Gerichtssaal sitzt. Dieser Effekt würde dabei durch die nüchterne Inszenierung und das schlichte Bühnenbild verstärkt. Kleinste Veränderungen in der Mimik der Darsteller und Darstellerinnen würden durch Kameras sichtbar werden, die vor ihnen angebracht sind und die Aufnahmen auf zwei große Bildschirme projizieren. In der realistischen und auf das Wesentliche konzentrierten Inszenierung von Jonas Knecht müsse das Publikum am Ende selbst urteilen, was für ihre Entscheidung ausschlaggebend sei: das eigene Gewissen, Sympathie und Mitleid oder die Prinzipien der Verfassung. […]

Saartext vom 21.11.2022: […] Knecht lenkt durch eine spartanische Gerichtskulisse die Konzentration auf das Wesentliche. Großleinwände übertragen Livebilder, was die Emotionen des überzeugenden Ensembles nahe bringt. […]

Hier geht’s zu den Spieldaten am Staatstheater Saarbrücken.

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Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm | Nach der Ruhe vor dem Sturm

Zwei komödiantische Kammerspiele von Theresia Walser an einem Abend – Schweizer Erstaufführung

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Premiere am 14.September 2022 | Theater St.Gallen | Lokremise
Regie: Anja Horst (Teil 1: Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm) und Jonas Knecht (Teil 2: Nach der Ruhe vor dem Sturm)

Nachtkritik hat unsere Inszenierung so gesehen: […] Da wäre der abgehalfterte Franz Prächtel, der irgendwie dem Regietheater nachhängt, wobei er Regisseure aus Prinzip verachtet. Sein Hitler muss mit der überheblichen Abwertung vom verbissen-neurotischen Peter Söst – ebenso schizophren wie köstlich von Marcus Schäfer gespielt – klarkommen, der immer wieder deklamiert, den Hitler nicht als Menschen dargestellt zu haben. „Die Vermenschlichung von Hitler ist mir zuwider!“ Zwischen den beiden steht der junge, Ulli Lerch, der bald gesteht, dass es bei ihm zum Hitler-Darsteller nicht gereicht hat, sondern nur zum Goebbels. Das empört den Prächtel, der prächtig blasiert von einem glänzend präzise aufspielenden Bruno Riedl verkörpert wird und sich in seiner Divenhaftigkeit gern von den anderen hätte bedienen lassen. Selbst bei der Forderung nach einem schlichten „Hahnenwasser“ neigt er zum Deklamieren und tut sich schwer damit, dass jüngere Generationen den Hamlet ans Englische angelehnt lieber „Hämlet“ aussprechen. Zu der Sorte gehört Lerch – hübsch multi-grimassierend dargestellt von Julius Schröder. […] Der zweite Teil des Abends zeigt wiederum Schauspielerpersönlichkeiten, diesmal zwei Frauen älteren Semesters. Mit dem Blick auf unterschiedliche Karrieren. Die eine, Irm König – mit hinreissender Arroganz von Birgit Bücker starrsinnig ausgemalt, auf 36 Jahre „Glücksschiff“ im Fernsehen zurückblickend. Die andere, nicht weniger ernüchtert, Liz Hansen als Theaterschauspielerin, die das Auftreten im seichten Fernsehen als Sakrileg am Beruf empfindet. Entsprechend bissig sind die Dialoge. Zwei Frauen, die sich mehr ankläffen als unterhalten. Bis sie sich doch noch auf einen gemeinsamen Nenner einigen können – nämlich die Pimmel-Perspektive, als das sie ein Theater der Männer geisseln. Und eine wunderbar zänkisch-zickende Diana Dengler sagen lässt: „Hinter uns liegen Jahrtausende wunderbarer Pimmel-Dramatik, keine Frage. Aber irgendwann, verstehen Sie, irgendwann ist es zu viel!“ […]

Saiten – Ostschweizer Kulturmagazin meint: […] Brillant gespielte Unterhaltung! […]

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Die nicht geregnet werden

Schauspiel von Maria Ursprung – Uraufführung

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Premiere am 25.Mai 2022

Theater St.Gallen | Lokremise
Regie: Marie Bues und Jonas Knecht

Die Nachtkritik (Julia Nehmiz) vom 26.5.2022 meint: […] Es sind diese feinen Sprachbilder, die sich hineinbohren. Durst sei leise, heißt es einmal im Stück. Diese Sehnsucht nach Wasser, die löst Maria Ursprung mit „Die nicht geregnet werden“ aus. Sie schrieb ihr Stück während ihrer Zeit als Hausautorin am Theater St.Gallen. Dort wurde es nun uraufgeführt. Regie führten der St. Galler Schauspieldirektor Jonas Knecht und Marie Bues, designierte künstlerische Leiterin des Schauspielhauses Wien. Ihre erste Zusammenarbeit erweist sich als stimmungsvoller, eindringlicher Abend. […] Marie Bues und Jonas Knecht setzen dies bestechend um. Erzählen die Geschichte mit Heiterkeit und Zartheit, die brutal wird. Ihre Inszenierung beginnt sanft. Somewhere over the Rainbow, trällert jemand – und die anderen Figuren lächeln dicht gedrängt aus der Freibad-Umkleidekabine heraus. Aber ein Regenbogen entsteht nur, wenn es – eben – regnet. […]

Peter Surber im Ostschweizer Kulturmagazin Saiten sagt: […] Schwere Thematik, leicht inszeniert […] Marie Bues und Jonas Knecht inszenieren dieses Horrorszenario mit leichter Hand. […] Das Stück zeigt Menschen im Katastrophenmodus – aktueller könnte Theater kaum sein.

Andreas Kläui meint auf SRF 2 Kultur in der Sendung „Kultur kompakt“:
[…] Maria Ursprung beschreibt die Katastrophe in einer einnehmend bildhaften, mit Märchenmotiven und Symbolen angereicherten Sprache, und verknüpft ambitionierte Erzählstränge mit lyrischen Kommentaren. In St.Gallen inszenieren Jonas Knecht und Marie Bues – musikalisch, ebenfalls sehr anschaulich und mit Sinn für den Humor, der sich auch im Text versteckt. Auch die Inszenierung zeigt sich mehr märchenhaft als diskursiv, gleichwohl mit wachem Blick. Die Krise kündigt sich an, wir müssen sie nur erkennen. […]

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Die lächerliche Finsternis

Szenisches Konzert nach einem Hörspieltext von Wolfram Lotz für sechs Schauspieler_innen und drei Musiker

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Premiere am 9.12.2020 und WA-Premiere am 18.12.2021
Theater St.Gallen | Lokremise
«Die lächerliche Finsternis» stand auf der Shortlist des Schweizer Theatertreffens 2021

Daniele Muscionico meint in der NZZ vom 14.12.2020:
[…] Drumpads, Loop- und Effektgeräte sind die Urheber, aber auch einfache Dosen, Löffel und Pinsel. Damit schaffen Bühnenmusiker phantastische Live-Klang-Landschaften, Erlebnisräume und die Intensität einer Kopfreise über alle Zeit- und Geografiegrenzen: «Die lächerliche Finsternis» nach Wolfram Lotz ist die letzte Premiere dieses strapazierten und strapaziösen Theaterjahres. Sie wird in St.Gallen im Sounddesign von Albrecht Ziepert zur szenisch-akustischen Geisterbahnfahrt und zu einer Safari ins eigene Körperinnere. Theater ist, was es am Theater St.Gallen ist: eine Reise in die eigene Phantasie – von der man nicht mehr heimkehren möchte.
Dies möglich machen der Schauspieldirektor Jonas Knecht und ein hochmotiviertes Ensemble. Just am Tage vor dem Lockdown, der seit Samstag auch für Schweizer Bühnen gilt, glückt ihm und seiner Truppe zur verordneten Spielpause ein szenisches Konzert, ein Abschied vor der grossen Stille, der in seiner Schönheit beinahe schmerzhaft ist. Der Bühnenbildner Markus Karner hat eine Art von überzeitlich trostlosem Flüchtlingslager, ein Ruinen-Provisorium gebaut, und das Ensemble spielt in Mehrfachrollen leicht und leidenschaftlich auch für nur 50 Zuschauer. […]
Knechts verinnerlichte und hoch-poetische Lesart zeigt auf eine stupende Weise, wie Menschen Unbekanntes zu bannen versuchen. Hier ist es die Natur, das sogenannte Wilde: mithilfe von Einbildung und Wahn nämlich. Diesem Anderen, Bedrohlichen heute «Covid» zu sagen, liegt nahe. Doch Theater muss das Fremde nicht benennen. Es hat dafür einen simplen Begriff bereit – die Kraft unserer Imagination.

Peter Surber sieht im Ostschweizer Kulturmagazin Saiten unsere Inszenierung so:
[…] In Lotz’ Welt ist Krieg – in den Köpfen, in den Geschichten, im mörderischen Zusammenprall von Tragischem und Trivialem. In der St.Galler Inszenierung gewinnen aber die Zwischentöne diesen Krieg. Weite Strecken des Stücks hört man sich über Kopfhörer an. Subtilste Stimmschwankungen, Flüstern und Beben werden so hörbar in einer Transparenz, wie sie auf der Bühne nie zu erreichen ist. Die Inszenierung feiert die Stimme in ihrer Sinnlichkeit und Poesie – und erst noch aerosolfrei.
Die urwaldig wuchernde Geräuschkulisse dazu kommt von den drei Musikern Nico Feer, Martin Flüge und Andi Peter. Ihr Instrumentarium ist von der E-Gitarre bis zur Bohrmaschine ein unerschöpfliches Arsenal an Materialien zur Weckung der Klangfantasie und zur Befreiung der Ohrgänge vor dem Geschrei der Vereinfacher allenthalben.
Das Leitungsteam, Regisseur Jonas Knecht, Ausstatter Markus Karner und Sounddesigner Albrecht Ziepert, arbeitet mit Materialien des «armen Theaters», aber zugleich mit einer Fülle an technischen Raffinessen und Einfällen. Es setzt das Publikum selber der wachsenden Nebligkeit und Bedrohlichkeit dieses surrealen Trips aus, bis dieser für Momente «auf entsetzlichste Weise real» wird – bevor uns dann der nächste Schlenker des Autors wieder ins banale Hier und Jetzt zurückholt. […]

Brigitte Schmid-Gugler schreibt im März-Heft 2021 von Theater der Zeit:
[…] Gerade noch gelingt inmitten dieser sonderbar viralen Ungemütlichkeit ein Streich der Superlative. Und richtiggehend verklärt verlässt man den wunderbaren Theaterraum, schwankend, ein bisschen wie in einem Boot. Oder in einem Kanu, wie es – purpurrot – auf der Bühne steht, dann wieder liegt und nicht nur als Requisit an den Ostschweizer Künstler Roman Signer erinnert: Auch er ist einer wie Lotz, ein humoriger Melancholiker, der gern im Wasser mit dem Feuer der Unwäg­barkeit spielt.
So darf also Theater sein: so behände an den Rissen, den Verwerfungen entlang inszeniert, dass die Harmlosigkeit von selbst das Weite sucht. Das von Wolfram Lotz ursprünglich als Hörspiel angelegte Stück ist hier in einer Mischform aus Musik- und Sprechtheater zu erleben; längere Passagen sind über Kopfhörer zu hören. Das Wechselspiel von sehendem Hören und hörendem Sehen zieht die Sinne in einen Wahnstrudel; man scheint selbst Teil dessen zu sein, was sich dort im überhitzten Niemandsland ereignet. […]
In Lotz’ Text gibt es nur männliche ­Rollen; Knecht besetzt, wie es seinerzeit auch an der Wiener Burg der Fall gewesen ist, die meisten mit Frauen. Die Mitglieder des ­Damenensembles zeichnen die „Zerwürfnisse“ in den Männerköpfen menschlich-­ironisch. Bühnenbildner Markus Karner hat ihnen eine Art Weltbaustelle aus Holzverschlägen gezimmert. Und wo vermeintliche Gewissheiten derart dürftig verschraubt sind, kann auch hinter einer Plastikfolie der Wahnsinn lauern. Solide gebaut sind einzig die Podeste für die drei Live-Musiker. In den Sound von harten Riffs und weich Geklimpertem mischt sich noch die Stimme des Autors, der in seiner Vorlage genau das beschreibt, was hier geschieht: Alles Lineare ist aufgebrochen, ausgetrickst. Die Bilder hängen falsch herum. Es gibt keinen Plan, denn alles wartet darauf, sich in einer Endlosschleife zu wiederholen. Lotz lädt ein zu Um- und Weiterschreibungen. Jonas Knecht, längst bekannt und viel gelobt für seine Live-Hörspiel-Produktionen, nimmt die Aufforderung wörtlich. Die Setzungen tragen seine schnörkellose Handschrift, es ist eine mit feinem Gespür für Nuancen, Gesten und für Wolfram Lotz’ künstlerischen Fatalismus.

Das St.Galler Tagblatt (Bettina Kugler) berichtet am 10.12.2020:
[…] Mag es auch manchmal laut werden, etwa beim Buschgottesdienst von Reverend Lyle Carter (Anja Tobler), zu dem die quer im Saal verstreuten Livemusiker Nico Feer, Martin Flüge und Andi Peter saftig zupacken: Das Gehör ist ansonsten eher auf feinste Zwischentöne und Störgeräusche eingestellt – wie auf einer Expedition in dunkles, unbekanntes Gelände. Kaum setzt man als Zuschauerin die Kopfhörer auf, bekommt die sich dauernd entziehende, abschweifende Geschichte einen geheimnisvollen Sog; die Stimmen nisten sich fast obsessiv im Ohr ein. […]
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HotSpotOst – Sankt Irgendwo im Nirgendwo

Schauspielprojekt nach einer Idee von Rolf Bossart mit Texten von Brigitte Schmid-Gugler, Rolf Bossart und Stefan Späti – Uraufführung

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Premiere am 15.September 2021 | Theater St.Gallen | Lokremise

Ein Projekt über St.Gallen, seinen Minderwertigkeitskomplex, seine Selbst-Verprovinzialisierung, seine Absurdität, seine Schönheit, seinen Charme, seine Chnorzigkeit, seine Menschen…

Das St.Galler Tagblatt schreibt: […] Man merkt, dass die Autorin lang genug in der Stadt gelebt, genau hingeschaut und recherchiert hat. Ihr Text erinnert oft an Dürrenmatts Grotesken, dient aber nur als Materiallager. Die Beteiligten haben die Dialoge lustvoll zurechtgeschnitten, damit herumgepröbelt, sie weiterentwickelt. Das Resultat ist witzig und entwaffnend ehrlich, der Unterton so lässig wie die Musik von Andi Peter: eine Seelenspiegelung mit subtilem Swing. […]

Und Saiten, das ostschweizer Kulturmagazin sagt zu unserer Uraufführung: […] St.Gallen in Endlosschlaufe: Da können selbst Landesmutter Helvetia und der Stadtheilige Gallus nichts mehr ausrichten. Ausgemustert und sankt müde treffen sich Diana Dengler und Oliver Losehand auf einem Bänkli, schauen hinunter aufs Nirgendwo, kiffen sich mit einem wunderlichen Kazoo-Joint ins Irgendwo, klauen im Hotspot-Büro ein paar Äpfel und zwei Stangen Nespressokapseln und zotteln samt Bär ab. Ein wunderbar absurdes Ende. […]

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Città irreale

Audiowalk zur gleichnamigen Kunstausstellung in der Lokremise

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Theater St.Gallen in Kooperation mit dem Kunstmuseum St.Gallen | Uraufführung
Die Ausstellung und der AudioWalk waren vom 6. Februar – 8. August 2021 zu erleben.

Ostschweizer Kulturmagazin Saiten
[…] Die Besucher*innen treten in eine Welt ein, in der über die Ohren vermittelt und über den Körper erfahrbar wird, wie etwas sein könnte, wenn es tatsächlich so wäre, und vor welche Herausforderungen uns die Pandemie stellt und noch stellen wird. Innerhalb von nur 50 Minuten gelingt es dieser Koproduktion des Schauspielensembles mit dem Kunstmuseum St.Gallen, das zu artikulieren, nach dem wir uns in Normalität alle sehnen: La realità. […] Der theatrale Audiowalk entführt, verführt, bewegt, schüttelt durch, nimmt mit auf eine Reise. […]

St.Galler Tagblatt
[…] 50 Minuten Theater fürs Ohr: Der vielleicht intimste Museumsbesuch – alleine mit dem Schauspielensemble des St.Galler Theaters in der Kunstzone der Lokremise. Das extra für die aktuelle Ausstellung «Città irreale» in der Kunstzone der St.Galler Lokremise entwickelte Hörstück hat Sogwirkung. Ein Rundgang in zehn Kunst-Stationen durch eine imaginäre Stadt, in der die Zeit viel zu schnell vergeht. […]

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Vorhang zu, Ohren auf!

Online-Audio Programm des Theater St.Gallen während des Lockdowns

Ausgehend von der Frage, wie Theater während des Lockdowns möglich ist, haben wir am Theater St.Gallen mit unseren Schauspieler*innen eine Reihe von Hörspielen und Hörstücken unter dem Titel «Vorhang zu, Ohren auf!» produziert.
Beim Hören kann sich das Publikum seine eigenen Bilder machen und das Theater im Kopf entstehen lassen.

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Der Prozess

Schauspiel von Anita Augustin nach dem Roman von Franz Kafka

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Premiere am 10. Januar 2020 | Theater St.Gallen | Grosses Haus | Uraufführung
Koproduktion mit der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin, Abteilung Zeitgenössische Puppenspielkunst

St.Galler Tagblatt
Zerteilte Körper auf reinweissen Sockeln: Kafkas «Prozess» beeindruckt im Theater St.Gallen mit albtraumhafter Ästhetik […] Schauspieldirektor Jonas Knecht hat St.Gallen einen mutigen Theaterabend beschert. Er bringt „Der Prozess“ (nach Kafka) auf die Bühne im Grossen Haus. Der Clou: Die Puppen, mit denen die Schauspieler interagieren, als wären sie lebendig.

Saiten – Ostschweizer Kulturmagazin
Das virtuose Handwerk der Puppenspieler bietet höchste Schaulust. Die Inszenierung von Schauspieldirektor Jonas Knecht und seinem Berliner Co-Regisseur Markus Joss fährt eine verschwenderische Fülle von Bildern, Figurenkonstellationen und Anspielungen auf, denen man als Zuschauer fasziniert folgt und sich ab und zu auch ähnlich klaustrophobisch ausgeliefert fühlt wie Protagonist Ka seinem Prozess.

Südkurier
Das Theater St.Gallen bringt Franz Kafkas Roman „Der Prozess“ in der Bearbeitung von Anita Augustin auf die Bühne. Regisseur Jonas Knecht macht ihn zu einem Fest der skurrilen Bilder.

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Der letzte Schnee

Theaterstück nach dem Roman von Arno Camenisch

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Premiere am 8.November 2019 | Konzert Theater Bern | Vidmarhalle 1 | Uraufführung

Die Produktion war zum Schweizer Theatertreffen 2020 eingeladen!

Begründung der Jury zur Einladung zum Schweizer Theatertreffen 2020: […] Am Konzert Theater Bern scheint Jonas Knecht, der St.Galler Schauspielchef, die beiden Gestalten zunächst direkt aus einem Alpental ausgeschnitten und ins Theater importiert zu haben, inklusive dem Tannli neben und dem diversen Gerümpel hinter dem Skilifthäuschen. Der Sound des Romans bekommt auf der weit offenen Bühne viel Raum.
Soweit so texttreu. Doch Romane auf der Bühne brauchen etwas mehr, das Medium Theater muss seine Stärken einbringen. Der scheinbare Naturalismus wird hier fein unterlaufen und überhöht: Einerseits durch Anna Trauffers Live-Musik zwischen Glasharfenklängen und Mahler-Adaption, die einen doppelten Boden schafft. Andererseits durch den Kunstgriff der Regie, den beiden Berglern zwei unsichtbare, aber effiziente Spezialisten der Vergänglichkeit gegenüberzustellen. Geisterhaft, aber überhaupt nicht unheimlich, räumen sie auf, was nicht mehr gebraucht wird. Was kann alles weg? Das Resultat am Schluss dieses 95-minütigen Requiems ist in seiner Lakonik eher erschreckend als überraschend. (Tobias Gerosa)

Anne-Sophie Scholl in „Der Bund“ vom 10.11.2019:
«Der letzte Schnee ist der bisher stärkste und erfolgreichste Roman von Arno Camenisch. Die Inszenierung bleibt nah am Text und schafft es, die Variationen über das Verschwinden in starke Bilder auf die Bühne zu übersetzen: ein kleines, kauziges Welttheater, in dem sich Trost und Verlorenheit aufheben. «Der Tod kuriert uns vom Leben», sagt der Georg. Am Ende ist der Schlepplift abgestellt. Und doch ziehen im Hintergrund der Bühne die Bügel eines Schlepplifts ihren Kreis.»

Andreas Kläui im SRF Kultur kompakt vom Montag, den 10.11.2019:
«Am Ende liegt das Skihüttlein in seine Einzelteile zerlegt, sorgfältig angeordnet auf der Bühne, wie ein Sinnbild für einen Schweizer Wintersport, der vielleicht schon bald der Vergangenheit angehört, wenn der Schnee ausbleibt. […] Es ist eine charmante Bühnenfassung, liebevoll und sehr nah am Text, die Jonas Knecht mit den Berner Schauspielern erarbeitet hat.»

Corinna Hirne im „Bündner Tagblatt“ vom 10.11.2019:
«Regisseur Jonas Knecht gelingt eine skurrile, witzige und karikaturhafte Uraufführung von „Der letzte Schnee“ des Bündner Autors Arno Camenisch am Konzert Theater Bern mit klimapolitischem Impetus. […] Die Inszenierung ist eine Metapher für unser Nichtstun. Wie im Schlepplift bleiben wir passiv auf unserer Bahn. Die Klimaveränderung ist eine Tatsache, die wir ignorieren. Währenddessen geht unsere Welt kaputt wie die Hütte im Stück.
Unübersehbar liegt hier ein neuer Becket vor. Auch Camenisch lässt Paul und Georg wie Estragon und Wladimir im Kreis drehen. Insofern passen die langfädigen Momente der Regie gut, um die Zuschauenden auf sich selbst zurückzuwerfen. Die Nervosität, die sich dabei einstellt, das ist die Botschaft des Abends.»

Daniele Muscionico in der NZZ vom 22.12.2019:
«Der stille, poetische und hochmusikalische Abend basiert auf dem gleichnamigen Roman von Arno Camenisch und wird stets vor ausverkauften Reihen gespielt. […] Die erste Fassung, noch vom Autor selber, wurde als ungenügend bewertet – Jonas Knecht als Regisseur, Dramaturg Michael Gmaj und das Ensemble entwickelten eine verdichtete und dabei dichterische Version. Sie ist in ihrer musikalischen Kraft (Anna Trauffer sorgt für Naturtöne) und in ihrer dramatischen Energie dem Original nicht nur ebenbürtig, sie ist ihr in etlichen Passagen sogar überlegen.
Denn hier wird aus Text Spiel, aus Sprache Musik und aus Musik Sprache. Die Produktion kennt die Mittel des Theaters und setzt sie effektsicher ein. Der Mehrwert ist enorm. Die Camenisch-Sätze und Camenisch-Themen – der Verlust von Tradition und von Herkunft – gewinnen an Tiefe und Kraft. Am Ende werden zwei neu eingeführte Götterboten («Spezialisten der Vergänglichkeit») das Bühnenbild von Markus Karner auf kalte, aber entschiedene Weise in seine Teile zerlegen. Doch was tun die nun unbehausten Menschlein sodann? Die Antwort führt ins Theater. In einen Abend, der Camenisch entdeckt, wie dieser sich selber so wahr wohl nicht kennt.»

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Endstation Sehnsucht

Drama von Tennessee Williams

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Premiere am 7.Juni 2019 | Theater St.Gallen | Grosses Haus

Das Ostschweizer Kulturmagazin Saiten (Daniel Fuchs) meint: […] Nahaufnahmen, Seitenaufnahmen, Innenszenen – der Blick des Zuschauers wird multiperspektivisch aufgebrochen. Und doch bleibt am Ende das Ganze kompakt und absolut stimmig, schwebend zwischen Film und Theater.
Live gespielt und leitmotivisch gesetzt, unterlegt Andi Peter das Drama mit feinen Tönen: kleine Riffs, bluesige Motive, immer in der richtigen Dosierung. Was die Musik leistet, steht sinnbildlich für die gesamte Inszenierung von Jonas Knecht: Aus wenig wird viel! Und am Ende des Dramas den «Jungen Mann» im Kittel des Psychiaters auftreten zu lassen, ist ein genialer Einfall.
Gute zwei Stunden Verzauberung sind in dieser Endstation Sehnsucht garantiert.

Rolf App meint in der Ostschweiz am Sonntag: […] Clemens Walters Videokonzept und Jonas Knechts Insze­nierung verbinden sich auf eindrucksvolle Weise zu einem Ganzen. Sie finden auf Michael Köpkes Bühne ein ideales Tummelfeld. Der enge Wohnwagen und ein paar Plastikstühle draussen genügen, um das menschliche Drama in Szene zu setzen. Andi Peter unterlegt mit Bassgitarre, Klavier und Stimme einen Klangteppich, der viel beiträgt zur eindringlichen Wirkung des Abends. […]

Und im St.Galler Tagblatt steht: […] Mit «Endstation Sehnsucht» von Tennessee Williams gelingt Jonas Knecht am Theater St. Gallen ein eindringlicher Wurf. Nicht zuletzt dank Anja Tobler in der Rolle der Blanche DuBois, deren Spiel frösteln lässt. […] Während Blanche auf die Narben in ihrem Innern Schutzschicht um Schutzschicht an erfundenen Geschichten legt wie Schminke auf ihr alterndes Gesicht, demontiert er sie Stück um Stück. Die Leere in ihrem Herzen, sie ist unerträglich. Nicht nur für Blanche selber. Auch für uns. Das aber ist Anja Toblers Verdienst. Ihr von den Kameras unbarmherzig herangezoomtes Gesicht spricht Bände. Da steht eine Schauspielerin auf der Bühne, die restlos verschmilzt mit ihrer Figur. Die mit ihr unter Stanleys verbalen Hammerschlägen ihre Würde verliert und zugrunde geht an der Wahrheit. Einmal, gegen Ende hin, verkriecht Blanche sich unter einen Tisch, verfolgt von den Kameras. Es ist eine Schlüsselszene dieser eindrucksvollen Inszenierung.

Für nachtkritik war Valeria Heintges bei uns: […] Die Liveübertragung gibt den Schauspielern, allen voraus Anja Tobler als Blanche, die Gelegenheit, genauer und feiner zu spielen. Beeindruckend, wie Tobler ihre Blanche zwischen Hoffnung und Verzweiflung oszillieren lässt, wie sie sich am eigenen Verführungsspiel berauscht, das sie ausnahmslos allen Männern angedeihen lässt, die ihr begegnen. Am flirrendsten und erotischsten in der Begegnung mit dem Zeitungskurier (Tobias Graupner), der sie an ihren Ehemann erinnert, der sich erschoss, als sie seine Homosexualität entdeckte, und dessen Tod Blanche nie überwunden hat. Wie Tobler hier die Contenance der Lady wahrt und doch den Kurier immer wieder zurückruft, um ihn erneut zu becircen, das hat große Klasse. […]

Der Südkurier meldet: […] Bewegend: „Endstation Sehnsucht“ in St. Gallen: Bei Tennesee Williams‘ Klassiker denkt man vor allem an die Verfilmung mit Marlon Brando. Doch die St. Galler Inszenierung verhilft der deutlich vielgestaltigeren Figur der Blanche wieder ins Rampenlicht. […]

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In der Ostschweiz wohnt die Theater-Avantgarde

NZZ-Artikel

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Daniele Muscionico bespricht in der NZZ vom 15.04.2019 unsere beiden vergangenen Premieren „sterben helfen“ und „Der Kirschgarten“ und zieht eine schöne Bilanz von unserem Schaffen am Theater St.Gallen.

[…] Schon wieder glückt dem Theater St. Gallen ein Meisterstreich. Unter der Schauspieldirektion von Jonas Knecht hat man sich die Rechte der Schweizer Erstaufführung für eines der brisanten deutschsprachigen Gegenwartsstücke gesichert: Regisseur Manuel Bürgin inszeniert «Sterben helfen» des jungen Dramaturgen am Schauspiel Frankfurt, Konstantin Küspert. […]

[…] Mit «Sterben helfen» festigt das Schauspiel in St. Gallen seinen Ruf als Ur- und Erstaufführungstheater zeitgenössischer Stoffe von erheblichem Brennwert und gesellschaftspolitischer Brisanz. «Der Mann, der die Welt ass» verhandelte das Phänomen des Burnout; das Psychiatrie-Stück «Versetzung» wiederum, inszeniert von Jonas Knecht selbst und gleichfalls eine Schweizer Erstaufführung, hielt den Scheinwerfer auf die Krankheit bipolare Störung.
St. Gallen gelingt die Öffnung für andere Publikumsschichten und mit niederschwelligem Angebot die gesellschaftliche Debatte. Publikum und Fachleute treffen sich regelmässig zu Nachgesprächen, und immer wieder zeigt der Faktencheck: Die Gnadenlosigkeit und die Genauigkeit, mit der die Autoren ihre Anliegen auf der Bühne beschreiben, findet über Theaterkreise hinaus Anerkennung. […]

[…] In St. Gallen werden Wagnisse unternommen. Man setzt auf neue Stücke und zeitgenössische Handschriften, und das ist in mehrfacher Hinsicht Pflicht. Die Ausstrahlung des Hauses nämlich wird dominiert von den Musicals, mit welchen man erfolgreich auf die Publikumsbedürfnisse nach Unterhaltung reagiert. Als Musical-Haus hat man einen Ruf über die Landesgrenzen. Doch die Nischen zu bespielen und sowohl Inhalt und Tiefe als auch politische Relevanz anzustreben, steht einem Mehrspartenhaus gut an. Wenn es denn nicht sogar sein Bildungsauftrag wäre. Diese Funktion erfüllt das Schauspiel unter Jonas Knecht. […]

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Dornrösli bockt

Kinderstück von Anja Horst nach den Brüdern Grimm [5+]

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Premiere am 23.Januar 2019 | Theater St.Gallen | Studiobühne | Schweizer Erstaufführung

Bettina Kugler meint im St.Galler Tagblatt vom 24.1.2019:
[…] Überhaupt ist es so schlau wie gewitzt und temporeich, dazu eine Hommage an das Theater und seine kleinen Tricks, wenn es mit wenig Aufwand Wirkung erzielen und das Publikum fesseln will.
Erfreulich auch, dass die vergleichsweise kleine, wenig prestigeträchtige Studioproduktion für einmal Chefsache ist: Schauspieldirektor Jonas Knecht hat die Regie übernommen und dabei sicher kein einziges Mal gegähnt. Wie sagt der kusshungrige Frosch so schön, als er sich kurz vor Schluss noch einmal ins falsche Märchen verirrt? «Den Versuch war’s wert!» Zweifellos, und mehr als das. […]

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Versetzung

Drama von Thomas Melle

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Premiere am 13.September 2018 | Theater St.Gallen | Lokremise | Schweizer Erstaufführung

Harald Müller meint im Theater der Zeit – Heft 11/2018:
(den ganzen Artikel gibt’s hier als PDF)

[…] Der Vorzug dieser Arbeit, auch gegenüber der Uraufführungsinszenierung vor Monaten am Deutschen Theater Berlin, ist, dass sich Jonas Knecht und seine Dramaturgin Julie Paucker entschlossen haben, die Vorlage wegzurücken von emotionaler Geiselnahme und Stimmungsachterbahnen; stattdessen setzen sie einen analytischeren Ansatz durch, drängen episierende Elemente zurück, kappen überlange Monologe, um zu einem kompakten Textgefüge zu gelangen. So gibt es denn auch weniger Theater-Theater zu sehen, die naheliegenden Auf- und Ausbrüche der Hauptfigur, die zwischen Manie und Depression, Überanpassung und Individualitätstrotz pendelt, werden zurückgenommen und in ein durchaus beeindruckend zu nennendes Ensemblespiel überführt, das ein eindrückliches Beziehungs- und Bedingungsgeflecht entwirft und auch schauspielerisch überzeugt. Nicht die Krankheit des Einzelnen wird so zur Metapher des Abends, sondern die der Umwelt, der Gesellschaft. […] Langanhaltender Beifall für einen ziemlich starken Theaterabend, der der Falle des Didaktischen entkommt.

Daniele Muscionico in der NZZ vom 23.11.2018 schreibt:
[…] Jonas Knechts Inszenierung ist fokussierter als die Vorlage, sie erreicht unsere Lebensrealität und spielt mit der Erfahrung der Zuschauer; und dennoch ist sie voller Bilder von kunstvoll poetischer Kraft und hochmusikalisch, auch in ihrer Sprachbehandlung. […]

Das Ostschweizer Kulturmagazin Saiten (Frédéric Zwicker) beschreibt so: 
[…] Das Geniale daran ist, wie es Melle und Schauspieldirektor Jonas Knecht, der für die Inszenierung verantwortlich ist, gelingt, begreifbar zu machen, dass der Kranke sich in seiner Manie als den Gesunden sieht. Ihm scheinen alle anderen den Verstand zu verlieren. Die Kombination von sprachlichen und schauspielerischen Mitteln, die zu diesem Zweck eingesetzt werden, ist äusserst gelungen. […]

Das St.Galler Tagblatt (Hansruedi Kugler) meint zu unserer Inszenierung:
[…] Die anderen werden, im Moment, wie sie ihn fallen lassen, zu mechanischen Puppen ihres Wankelmuts, ihrer Boshaftigkeit, ihrem Karrierestreben. In diesen Szenen scheint das choreografische Talent von Regisseur Jonas Knecht besonders auf. […]
Denn hier wird kein rührseliges Sozialdrama geboten, sondern eine phasenweise etwas gar nach Psychiatrielehrbuch riechende, aber packende Studie eines Verfalls. Man weiss danach etliches mehr über Manisch-Depressive und hat einen fabelhaften Fabian Müller gesehen. Die Verantwortung im Umgang mit psychisch Kranken tritt in Jonas Knechts Inszenierung ins Zentrum – mit einem tollen Ensemble. […]